Heidenheim hat sich in Szene gesetzt
(15. Juli 2024) Heidenheim – Kamera läuft, das Mikro sitzt am Blusenkragen: Die Marktgemeinde hat sich für ein paar Stunden in Szene gesetzt und gezeigt, warum sie es im Herbst verdient hat, einen Staatspreis aus den Händen von Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber zu bekommen. Am Vormittag begannen die Dreharbeiten eines Filmteams aus dem oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth im Wahrzeichen von Heidenheim im Kloster mit Bürgermeisterin Susanne Feller. Der kurze Film feiert im Herbst bei der Preisverleihung in München Premiere.
Im vergangenen Jahr setzte ein großes Fest unter die Dorferneuerung in Heidenheim mit knapp 2600 Einwohnern einen Schlusspunkt. Viel Zeit sind für die vielen Maßnahmen ins Land gezogen – doch die vergangenen 20 Jahre haben sich beim Blick in die Marktgemeinde gelohnt. Das hat auch Michaela Kaniber überzeugt – aus ihren Händen gibt es Mitte Oktober für Heidenheim den Staatspreis im Wettbewerb „Land.Dorf.Zukunft.“ – einer von elf Gewinnern in Bayern. Damit zeichnet die Ministerin alle zwei Jahre herausragende Projekte aus, die den ländlichen Raum stärken. Das Ziel: Gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land schaffen. Bürger, Kommunen und das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken arbeiten dabei Hand in Hand zusammen.
Aus für Bundeswehr – Schock und Neuanfang
Den Stein ins Rollen brachte die Schließung des Bundeswehr-Standorts mit knapp 1000 Soldaten und Zivilbeschäftigten. Das Aus der Panzertruppe erschütterte die strukturschwache Gemeinde im Jahr 2004 bis ins Mark. „Das war für uns ein herber Schlag, aber auch ein Glücksfall. Denn dadurch sind wir früher zum Zug gekommen mit der Dorferneuerung“, sagt Bürgermeisterin Susanne Feller während zwei Kameras auf sie gerichtet sind. Seit zehn Jahren ist sie Rathauschefin von Heidenheim – die Dorferneuerung begleitet sie also schon ihre ganze Amtszeit. Zusammen mit ihrem Ehemann Ulli Guthmann betreibt sie am Marktplatz das „Café Emil“.
Für den Umbau der ehemaligen Bäckerei im historischen Gebäude gab es Zuschüsse über die Privatförderung vom Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken. Aber nicht nur die Rathauschefin hat kräftig mitangepackt im Café, sondern viele der Bürgerinnen und Bürger: Unter anderem nahmen sie ihre Hausfassaden in Angriff und begrünten einen Fußweg mit Blick aufs mächtige Münster. „Das Engagement der Bürger und Bürgerinnen war ganz herausragend – jeder und jede hatte die Möglichkeit, sich mit einzubringen“, erzählt Susanne Feller bei einer kurzen Verschnaufpause mittags bei einem Kaffee. Zusammen mit Projektleiter Markus Früh vom Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken hat die Marktgemeinde viele „sichtbare Veränderungen auf den Weg gebracht, die ohne die Hilfe der Behörde niemals möglich gewesen wären“, sagt Susanne Feller.
Ideenschmiede für gelebte Ökumene
Ein offener Wasserlauf wertet den neuen Marktplatz mit Brunnen auf. Mit dem Umbau des Klosters – ein Kleinod romanischer Architektur – entstand eine Begegnungs-, Bildungs- und Dokumentationsstätte. Ein besonderes Denkmal in Form eines Schiffs mit Sitzmöglichkeiten aus Quadern erinnert die kommenden Generationen an die Dorferneuerung. Das Steinschiff ist Teil des neuangelegten Walburga-Pilgerwegs, der mit mehreren Stationen zum Wandeln auf den Spuren der Volksheiligen einlädt.
Das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken förderte die Dorferneuerung mit rund 2,3 Millionen Euro. In Privatmaßnahmen flossen eine weitere Million Euro. Das ehemalige Benediktiner-Kloster ist Kultur-Denkmal ersten Ranges: Die beiden angelsächsischen Geschwister Wunibald und Walburga legten hier die Wurzeln zum Christentum in Franken. Für den Umbau des Klosters kam vom Amt für Ländliche Entwicklung ein Zuschuss von 200.000 Euro. Heute ist es Ideenschmiede für gelebte Ökumene. Christen füllen das Thema in Stundengebeten, Andachten, gemeinsamen Pilgerwegen oder Oasentagen mit Leben.
Die Pflanzmeisterin der Teilnehmergemeinschaft, Edeltraud Stockmann, setzte federführend die Begrünung eines rund 120 Meter langen Fußwegs mit Blick aufs Münster um und pflegt ihn bis heute – „eine Herzensangelegenheit“, wie sie dem Filmteam verrät, „weil es der schönste Bereich in Heidenheim ist“. Am Platz an der Furt entstand im Rahmen der Dorferneuerung eine Blühwiese mit Totholzhaufen, Insektenhotel, Lümmelbank und Lesesteinhaufen. Ehrenamtliche kümmern sich um das 150 Quadratmeter große Kleinod, das viel Lebensraum für Insekten und Pflanzen bietet. Die Maßnahmen zeigt unter anderem der eineinhalbminütige Film, der bei der Preisverleihung am 17. Oktober in München Premiere feiert.